Sonntag, 12. Januar 2014

Wird aus Krankenhaus ein Kulturzentrum? (MZ: Januar 2014)

Wird aus Krankenhaus ein Kulturzentrum?

Regensburger Kulturschaffende haben ein Konzept für die künftige Nutzung des Evangelischen Krankenhauses erarbeitet. Sie fordern Räume für Künstler.

Noch bis 2017 wird das Evangelische Krankenhaus betrieben. Wie das Gebäude danach genutzt wird, ist offen. Foto: Wagner

Noch bis 2017 wird das Evangelische Krankenhaus betrieben. Wie das Gebäude danach genutzt wird, ist offen. Foto: Wagner

Von Mathias Wagner, MZ, 16.01.2014

Regensburg. Was passiert mit dem Gebäude, aus dem in knapp vier Jahren das Evangelische Krankenhaus ausziehen wird? Diese Frage stellen sich 40 Regensburger Kulturschaffende und -interessierte, die in den vergangenen Wochen auch gleich ein Konzept für eine mögliche künftige Nutzung des Gebäudes am Emmeramsplatz erarbeitet und unterzeichnet haben. Das erstellte Papier hat die Initiative am Mittwoch im Internet veröffentlicht. Darin schlagen sie vor, dass im jetzigen Krankenhaus-Gebäude bald ein – wie sie es nennen – „Möglichkeitsraum“ betrieben wird. Die bunt gemischte Ideenschmiede will darin soziale Begegnungen fördern und Raum für die junge Regensburger Kunst- und Kulturszene schaffen.
Angeschlossen haben sich dem Projekt bereits Künstler wie der Filmemacher David Liese, der Musikproduzent Markus Güntner und der Maler Rayk Amelang, aber auch mehrere Altstadt-Gastronomen sowie Kinobetreiber Achim Hofbauer. Komplettiert wird die lange Liste der Erstunterzeichner auch von Vertretern der Regensburger Kurzfilmwoche, des Kulturvereins Sublime, des Music College, des Heimspiel Filmfestivals, der Transition Town Initiative sowie des Uniklinikums und der Krones AG.
Gemeinsam regen sie in dem Konzept eine soziokulturelle Nutzung des Gebäudes in bester Altstadtlage an. „Wir nennen es zwar Konzept, sehen es aber eher als Angebot und Denkanstoß“, sagt Johannes Sturm, der die Initiative mit dem Namen „Komplex“ mitbegründet hat. „Der Wunsch ist es, dass jeder, der sich verwirklichen will, ein Haus voller Möglichkeiten vorfindet.“ Sturm nennt „die zunehmende Gentrifizierung und den Wandel in der Stadtgesellschaft mit teils prekären Auswirkungen“ als Grund, warum sich verschiedene Einzelpersonen und Initiativen sich bereits seit mehreren Wochen regelmäßig treffen, um ihre Visionen von einem neuen Regensburger Kulturhaus zu Papier zu bringen.
Der „Komplex“ soll – so heißt es im Konzept – Raum und Möglichkeit für soziale Begegnung und die Förderung Regensburger Kunst und Kultur sowie soziale Anknüpfungspunkte für Jung und Alt bieten. Konkret schweben der Initiative räumliche Möglichkeiten für zeitgenössische Kunst und Kultur vor. Proberäume, Werkstätten, Ateliers, aber auch ein Generationentreff, Wohnmöglichkeiten für Asylsuchende, ein evangelischer Kindergarten mit künstlerischem Schwerpunkt und viele weitere Nutzungsmöglichkeiten wurden angedacht. „Wir haben unser Konzept auch kritisch hinterfragt und überlegt, wie wir den Stiftungszweck waren“, so Sturm zur MZ. Denn: Das Gebäude ist im Besitz der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung und untersteht einem Stiftungszweck. Im November 2013 hat OB Hans Schaidinger, der auch Stiftungsvorsitzender ist, den Betrieb des Krankenhauses an eine Träger-GmbH, die von den Barmherzigen Brüdern dominiert wird, übergeben. Noch bis 2017 soll das Altstadt-Krankenhaus betrieben werden. Laut der städtischen Pressestelle will der Stiftungssauschluss in einer kommenden Sitzung beschließen, dass das Gebäude danach im Besitz der Stiftung bleibt und auch weiterhin für wohltätige Zwecke genutzt wird.

Die „Komplex“-Initiative fordert nun einen möglichst breiten Dialog und will weitere Ideen sammeln, wie man das Gebäude künftig soziokulturell nutzen kann.

Quelle: http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/artikel/wird-aus-krankenhaus-ein-kulturzentrum/1006412/wird-aus-krankenhaus-ein-kulturzentrum.html#1006412

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